Montag, 11. April 2011

Gefahren

Die Spannung in der Stadt ist merklich gestiegen. Nachdem es Freitagnacht nach den Demonstrationen zum ersten mal wieder Tote gegeben hat, herrscht nervöse Unruhe in der Innenstadt. Der Tahrirplatz ist mit Stacheldrahtzäunen für den Verkehr gesperrt. Auf dem Platz sind viele Menschen, entweder friedlich sitzend oder in kleinen Gruppen heftig diskutierend. Ich hatte mich für heute mit der Tänzerin Karima Mansoor für eine Impro im Goethe-Institut verabredet. Die Metro-Station, um dahin zu kommen, ist der Tahrirplatz. Da ich zu früh war, nehme ich nicht den direkten Ausgang zum Goethe-Institut, denn ich möchte über den Platz schlendern, um in die Atmosphäre einzutauchen. Am Ende der Metro-Treppe angekommen, spricht mich ein junger Ägypter freundlich an und bittet mich zur eigenen Sicherheit wieder zurückzugehen und mir einen anderen Metro-Ausgang zu suchen. Etwas Unübersichtliches ist im Gange....
Nach der Probe wieder am Platz. Ich möchte Fotos machen. Nicht ganz so freundlich werde ich gebeten, doch damit aufzuhören....
Hier im Stadtteil Maadi, wo ich wohne, ist von all dem nichts zu spüren. Im Café Cilantro, wo ich dies schreibe, sitzen Ausländer wie ich und trinken fröhlich Tee und Cola.

Ganz anders sieht die Gefahr auf dem Sinai aus. Während es in Kairo rundgeht, habe ich zwei friedliche Tage in einer Feriensiedlung am Roten Meer, alles ruhig, Sonne, Wind, die Seele spannt aus. Beim Vorabendausflug in die nahen Küstenberge, stehe ich mit Daniel mit einem Mal über einem kleinen versteckten Tal, das eine Cannabis-Plantage verbirgt. Nicht nur das, auch vier Beduinen sind da, die in dem Moment, in dem sie uns erblickten, wild aufspringen und drohend auf uns zugelaufen kommen. Wir gehen langsam davon, die Beduinen folgen. Dem Problem gelassen ins Auge sehen hilft: die Hand zum Gruß ausgestreckt und eine kurze Unterhaltung und alles ist geklärt. Wir gehen friedlich auseinander. Danach hab ich allerdings keine weitere Lust auf diesen Ausflug...das hätte auch anders ausgehen können.