Montag, 4. April 2011

Eine Frage der Perspektive?


Kaum angekommen in Kairo, schon im Seminar an der GUC, das Seminar von Daniel Fetzner über Media Installationen.

Es geht um den Begriff der Perspektiven: wie kann man ein Ding erfassen, was ist es in seiner Vollständigkeit?
Jeder sieht aus einer anderen Perspektive. Keine der Beschreibungen ist vollständig. Auch die Summe aller Beschreibungen wird das Ding an sich nicht erfassen, es ist nur eine Annäherung möglich. Die Anzahl der Perspektiven ist Unendlich. Und doch meinen wir zu wissen. Sind wir uns der Unvollständigkeit unserer Wahrnehmung bewusst, haben wir schon etwas verstanden. Es begrenzt die Vorstellung, im Besitz  der einen Wahrheit zu sein, macht uns weniger empfänglich für Ideologie und wir sind in der Lage unsere Wahrheit mit Respekt für unsere Gegenüber zu vertreten.
Und doch bleibt unsere Sehnsucht nach der EINEN WAHRHEIT. Gibt es nicht die eine Perspektive, die alle anderen in sich vereinigt?
Oder trägt nicht der Same die Information des Baumes in sich? Gibt es solch ein Vollständigkeits-Gen in uns?

Nun bin ich in Kairo mit vagem Auftrag, fremd in der Stadt fremd in der Kultur und versuche einen Fokus, eine Perspektive zu finden. Denn das ist die andere Seite der Perspektive: nur durch das bewusste Einnehmen einer Perspektive  sind wir in der Lage überhaupt aktiv zu werde. Wir haben eine Wahl.

Ich betrete diese Stadt mit vorsichtiger Neugier, angerührt von dem tiefen politischen und gesellschaftlichen Prozess, den die Gesellschaft hier durchlebt, möchte etwas verstehen. Ich möchte meine Arbeit gerne in den Rahmen, der mir hier zur Verfügung steht, einbringen, meiner Erforschung von Wüstenklängen nachgehen, den Klang dieser Stadt erfassen und sehen welche künstlerischen Szenen und Menschen es hier gibt.
Alles steht irgendwie offen, aber wie, wie bitte fange ich an?